Studien: Erfolg agiler Methoden (agile success rate)

Die Bedeutung agiler Methoden und Frameworks ist unbestreitbar: Was früher noch innovativ war dürfte heute als Stand der Technik angesehen werden. Selbst relativ veränderungsresistente Unternehmen der „late Majority“ versuchen sich mittlerweile daran ihre Prozesse zu agilisieren.

So hat nun mittlerweile nahezu jedes Unternehmen in irgendeiner Form Erfahrungen mit agilen Methoden gesammelt. Diese Erfahrungen sind nicht nur positiv, sondern weisen – wie einiger der hier vorgestellten Studien nahelegen – auch auf viele Herausforderungen hin, mit denen Unternehmen bei der Einführung von agilen Methoden zu kämpfen haben.

Ernüchternde Ergebnisse der Studie „Softwaretest in der Praxis“

Durch Diskussionen mit einem meiner Kunden bin ich auf die Studie „Softwaretest in der Praxis“ aufmerksam geworden. Die Studie wurde 2011 durchgeführt und die Ergebnisse (PDF) sind teilweise beunruhigend: Laut der Studie sind klassische Qualitätssicherungsmaßnahmen in der Praxis gleich gut oder besser als die praktizierten Maßnahmen in den meisten agilen Projekten.

Qualität als kritischer Erfolgsfaktor bei agilen Methoden (agile success rate)

In Projekten in denen agile Methoden / Frameworks genutzt werden, spielt die Qualität der erzeugten Artefakte jedoch eine sehr wichtige Rolle. Da häufig Zwischenartefakte / Mittler fehlen, muss sichergestellt sein, dass durchgängig hohe Qualität erzeugt wird.

Kurz: Qualität ist ein kritischer Erfolgsfaktor für agil durchgeführt Vorhaben und für agile Organisationen. Fehlende Qualität wird schnell zu einem Problem.

Die Studie „Softwaretest in der Praxis“ im Detail

Die Umfrage zum „Softwaretest in der Praxis“ hat aufgrund der außerordentlich hohen Beteiligung von Testern, Entwicklern und Managern praktisch repräsentativen Charakter:

  • fast 1100 Projektleiter, Qualitätsbeauftragte, Testmanager und Tester
  • fast 270 Entscheider und Manager
  • ca. 420 Business Analysten, Entwickler, Betriebsverantwortliche und andere
Die Bedeutung agiler Methoden und Frameworks ist unbestreitbar: Was früher noch innovativ war dürfte heute als Stand der Technik angesehen werden. Selbst relativ veränderungsresistente Unternehmen der „late Majority“ versuchen sich mittlerweile daran ihre Prozesse zu agilisieren.

So hat nun mittlerweile nahezu jedes Unternehmen in irgendeiner Form Erfahrungen mit agilen Methoden gesammelt. Diese Erfahrungen sind nicht nur positiv, sondern weisen – wie einiger der hier vorgestellten Studien nahelegen – auch auf viele Herausforderungen hin, mit denen Unternehmen bei der Einführung von agilen Methoden zu kämpfen haben.

Ernüchternde Ergebnisse der Studie „Softwaretest in der Praxis“

Durch Diskussionen mit einem meiner Kunden bin ich auf die Studie „Softwaretest in der Praxis“ aufmerksam geworden. Die Studie wurde 2011 durchgeführt und die Ergebnisse (PDF) sind teilweise beunruhigend: Laut der Studie sind klassische Qualitätssicherungsmaßnahmen in der Praxis gleich gut oder besser als die praktizierten Maßnahmen in den meisten agilen Projekten.

Qualität als kritischer Erfolgsfaktor bei agilen Methoden (agile success rate)

In Projekten in denen agile Methoden / Frameworks genutzt werden, spielt die Qualität der erzeugten Artefakte jedoch eine sehr wichtige Rolle. Da häufig Zwischenartefakte / Mittler fehlen, muss sichergestellt sein, dass durchgängig hohe Qualität erzeugt wird.

Kurz: Qualität ist ein kritischer Erfolgsfaktor für agil durchgeführt Vorhaben und für agile Organisationen. Fehlende Qualität wird schnell zu einem Problem.

Die Studie „Softwaretest in der Praxis“ im Detail

Die Umfrage zum „Softwaretest in der Praxis“ hat aufgrund der außerordentlich hohen Beteiligung von Testern, Entwicklern und Managern praktisch repräsentativen Charakter:

  • fast 1100 Projektleiter, Qualitätsbeauftragte, Testmanager und Tester
  • fast 270 Entscheider und Manager
  • ca. 420 Business Analysten, Entwickler, Betriebsverantwortliche und andere

Prozessmodelle im Einsatz

Interessant ist die Aufteilung nach eingesetztem Prozessmodell: Insgesamt entwickelt mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen mit einem Phasenmodell. Eingesetzte phasenorientierte Modelle zur Softwareentwicklung:

  • 36% nutzen das allgemeine V-Modell
  • 23% ein eigenes Phasenmodell
  • 14% das W-Modell
  • interessant: Nur etwa 9% nutzen das neuere V-Modell XT

Laut der Studie nutzten 2011 lediglich ein Viertel der Unternehmen agile Methoden. Bei  den großen und sehr großen Unternehmen ist der Verbreitungsgrad agiler Methoden mit  20% erwartungsgemäß noch etwas geringer als im Durchschnitt.

Bei der Verteilung auf konkret im Einsatz befindliche agile Methoden ergibt sich folgendes Bild:

  • in fast 60% dieser Fälle wird Scrum genutzt
  • nur wenige Unternehmen setzen Kanban oder XP ein
  • ein Viertel nutzt eigene agile Vorgehensmodelle.

Wie zu erwarten war, ist Scrum die in der Praxis dominierende agile Methode.

Abweichendes Verständnis für Qualitätssicherung, Einbindung Fachseite und Review?

Die Formulierung „Die Einbindung der Qualitätssicherung in agilen Projekten ist noch nicht abschließend geklärt.“ wird jeden erstaunen, der sich intensiv mit agilen Methoden beschäftigt. So wird stets beton, dass sowohl innere (es richtig machen) als auch äußere Qualität (das Richtige machen) schon immer die Basis für agile Organisationen war und dementsprechend in den agilen Methoden verankert ist.

Die Qualitätssicherung in ihrer traditionellen Form wird in Frage gestellt und durch  alternative Praktiken ersetzt. So wird sehr viel mit Automatisierung gearbeitet (TDD, ATDD etc) und versucht, Qualität schon viel früher im Lebenszyklus zu sichern (Einbindung Auftraggeber).

Erstaunlich ist, dass laut der erhobenen Daten sich hinsichtlich Einbindung der Fachabteilung in die Testfallerstellung ein überraschendes  Bild ergibt: Die Fachabteilung wird bei Phasenmodellen in fast 50% aller Fälle einbezogen, bei agilen Methoden jedoch nur in einem Drittel aller Fälle.

Ähnliches Bild beim Review durch Fachabteilungen: Review in Phasenmodellen: Fachabteilungen in 72% aller Fälle beteiligt, Review in agilen Methoden: Nur in 57% aller Fälle ist die Fachabteilung beteiligt.

Ernüchterndes Feedback aus der agilen Praxis?

Da, wie zuvor erwähnt, Qualität ein kritischer Erfolgsfaktor für agile Methoden ist, lässt dies nichts gutes für den langfristigen Erfolg der betrachteten agilen Projekten / Vorhaben befürchten.

Repräsentativ – keiner da?!

Die in der Studie „Softwaretest in der Praxis“ genannte Verbreitung von Agile ist mit 20-25% deutlich geringer als bei vielen anderen Studien. Dies irritiert (?), da der repräsentative Charakter der Studie betont wird.

Warum ist Agile dann viel erfolgreicher als Wasserfall?

Andere Studien, beispielsweise „Status Quo Agile“ stellen heraus, dass Agile seit 2008 stark verbreitet ist und Unternehmen nach Einführung agiler Vorgehensmodelle oder hybrider Ansätze deutlich zufriedener sind als zuvor mit ihren sequentiellen Prozessen.

In seinem Vortrag auf dem Scrum Day 2012 hat Prof. Dr. Ayelt Komus die Studie „Status Quo Agile“ wie folgt zusammenfassen

  • Seit 2008 ist Agile als Thema in den Unternehmen von großer Bedeutung.
  • Die Praxis ist von Kompromissen geprägt:
    • Nur 16% der Teilnehmer bezeichnet ihre Organisation als durchgängig agil.
    • Kombination von traditionellen und agilen Methoden in der Praxis sehr wichtig: Agile Methoden werden mehrheitlich mit klassischen Methoden kombiniert.
  • Die Nutzung agiler Methoden geht mit einer veränderungsorientierteren Unternehmenskultur einher.
  • Scrum ist von zentraler Bedeutung: Die Mehrheit der befragten Teilnehmer setzt Scrum ein, Kanban & Extreme Programming (XP) sind weitere wichtige agile Methoden aber im Vergleich zu Scrum nur Randerscheinungen.

Im Ergebnis sind Unternehmen mit den agilen Methoden zufrieden:

  • 93% der Unternehmen die agile Prozessmodelle nutzen bewerten die Ergebnisse nach Einführung von Scrum als gut oder sehr gut.
  • Nur 5% der Nutzer agiler Methoden sehen keine Verbesserungen (im Vergleich zu den klassischen Modellen).
  • Nutzer agiler Methoden waren in den letzten 3 Jahren erfolgreicher als Nutzer  klassischer Methoden: Die Erfolgsquoten werden bei agilen Methoden deutlich besser bewertet.

Auch Stefan Hagen hat sich der Studie angenommen und eine Zusammenfassung hierzu veröffentlicht.

Die Korrelation zwischen Erfolg und (agilem) Prozessmodell wird auch an anderer Stelle bestätigt, so verweist Mike Cohn darauf, dass agil durchgeführte Vorhaben laut CHAOS Manifesto der Standish Group sehr viel erfolgreicher sind als Vorhaben die mittels Wasserfall durchgeführt werden:

Agile Succeeds Three Times More Often Than Waterfall

Agile projects are successful three times more often than non-agile projects, according to the 2011 CHAOS Manifesto from the Standish Group.

Mike Cohn

Eine weitere Studie die sich mit der Bedeutung von agilen Methoden beschäftigt ist „SwissQ Agile Trends & Benchmarks Schweiz 2012„. Diese Studie bestätigt, dass agile Vorgehensweisen keine Selbstläufer sind sondern, dass deren erfolgreiche Implementierung mit vielen Herausforderungen verbunden ist. So sind laut dieser Studie mehr als 50% aller Unternehmen mit der Einführung agiler Methoden nicht zufrieden!

Als große Hürden einer erfolgreichen Einführungen werden u.a. gesehen:

  • mangelnde Änderungen bei Unternehmenskultur / organisatorische Kultur bzw. eine generelle Ablehnung von Änderungen
  • es fehlt Personal mit den benötigten Fähigkeiten
  • Zusammenarbeit mit dem Kunden (sei es intern oder extern)
  • fehlende Unterstützung des Managements

Kurz, die Einführung agiler Methoden scheitert am häufigsten an der fehlenden Erfahrung (52%), der existierenden Unternehmensphilosophie (45%) und fehlender Unterstützung durch das Management (38%). Wodurch natürlich auch nicht adäquat auf externen Druck weiterhin „Wasserfall“ zu entwickeln (41%) reagiert werden kann.

Interessant ist, dass Kostengründe mit 9% kaum eine Hürde für die Einführung darstellen, aber „fehlende/ungenügende Schulung/Coaching“ mit 37% eine ein häufig genannter Grund ist, warum agile Projekte scheitern.

SwissQ Trendwave 2012

Interessant an der SwissQ Studie ist zudem die Einordnung von Themen auf eine „Trendwave 2012“. So Sind „Sprints“ bereits State of the Art (bzw. im „Decline“) sind, der Scrum Master ist demnächst auch nur noch ein Commodity und die DoD weitgehend akzeptiert. Bei Themen wie Product Roadmap, ATDD, Agile Requirements Engineering, Portfolio Management und Definition of Ready wird noch viel (Innovation-) Potential vermutet. Achja, und natürlich beim Management 3.0 ;-)

Noch mehr Studien …

Es gibt mittlerweile eine große Anzahl an Studien zu „State of Agile“ und der Erfolgsquote von agilen Methoden. Hier einige Anregungen:

Versuch eines Fazits

Die Ergebnisse der verschiedenen Studien erscheinen auf den ersten Blick recht unterschiedlich, vor allem die genannten Zahlen hinsichtlich Verbreitung/Einsatz von agilen Methoden weichen in den Studien voneinander ab. Dies wiederum wirft die Frage auf, wie repräsentativ die Studien(ergebnisse) wirklich sind.

Klar wird jedoch, dass agile Methoden kein Selbstläufer sind. Unternehmen die eine für Änderungen offene Unternehmenskultur besitzen, sind weit besser in der Lage auf die neuen Herausforderungen zu reagieren und die agilen Vorgehensweisen, deren Kern Umgang mit Änderungen ist, so zu integrieren, dass die erhofften positiven Ergebnisse erzielt werden können. Andere Unternehmen, die in einer utilitaristischen, auf Stabilität und Ressourcenauslastung fokussierten (gelebten) Unternehmenskultur gefangen sind, haben sehr viel größere Herausforderungen zu meistern.

Update, März 2013

Die aktualisierte Studie Agile „Trends & Benchmarks Schweiz 2013“ zeigt eine erneute Zunahme der Bedeutung des Wasserfall-Prozesses in der Praxis.

Prozessmodelle im Einsatz

Interessant ist die Aufteilung nach eingesetztem Prozessmodell: Insgesamt entwickelt mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen mit einem Phasenmodell. Eingesetzte phasenorientierte Modelle zur Softwareentwicklung:

  • 36% nutzen das allgemeine V-Modell
  • 23% ein eigenes Phasenmodell
  • 14% das W-Modell
  • interessant: Nur etwa 9% nutzen das neuere V-Modell XT

Laut der Studie nutzten 2011 lediglich ein Viertel der Unternehmen agile Methoden. Bei  den großen und sehr großen Unternehmen ist der Verbreitungsgrad agiler Methoden mit  20% erwartungsgemäß noch etwas geringer als im Durchschnitt.

Bei der Verteilung auf konkret im Einsatz befindliche agile Methoden ergibt sich folgendes Bild:

  • in fast 60% dieser Fälle wird Scrum genutzt
  • nur wenige Unternehmen setzen Kanban oder XP ein
  • ein Viertel nutzt eigene agile Vorgehensmodelle.

Wie zu erwarten war, ist Scrum die in der Praxis dominierende agile Methode.

Abweichendes Verständnis für Qualitätssicherung, Einbindung Fachseite und Review?

Die Formulierung „Die Einbindung der Qualitätssicherung in agilen Projekten ist noch nicht abschließend geklärt.“ wird jeden erstaunen, der sich intensiv mit agilen Methoden beschäftigt. So wird stets beton, dass sowohl innere (es richtig machen) als auch äußere Qualität (das Richtige machen) schon immer die Basis für agile Organisationen war und dementsprechend in den agilen Methoden verankert ist.

Die Qualitätssicherung in ihrer traditionellen Form wird in Frage gestellt und durch  alternative Praktiken ersetzt. So wird sehr viel mit Automatisierung gearbeitet (TDD, ATDD etc) und versucht, Qualität schon viel früher im Lebenszyklus zu sichern (Einbindung Auftraggeber).

Erstaunlich ist, dass laut der erhobenen Daten sich hinsichtlich Einbindung der Fachabteilung in die Testfallerstellung ein überraschendes  Bild ergibt: Die Fachabteilung wird bei Phasenmodellen in fast 50% aller Fälle einbezogen, bei agilen Methoden jedoch nur in einem Drittel aller Fälle.

Ähnliches Bild beim Review durch Fachabteilungen: Review in Phasenmodellen: Fachabteilungen in 72% aller Fälle beteiligt, Review in agilen Methoden: Nur in 57% aller Fälle ist die Fachabteilung beteiligt.

Ernüchterndes Feedback aus der agilen Praxis?

Da, wie zuvor erwähnt, Qualität ein kritischer Erfolgsfaktor für agile Methoden ist, lässt dies nichts gutes für den langfristigen Erfolg der betrachteten agilen Projekten / Vorhaben befürchten.

Repräsentativ – keiner da?!

Die in der Studie „Softwaretest in der Praxis“ genannte Verbreitung von Agile ist mit 20-25% deutlich geringer als bei vielen anderen Studien. Dies irritiert (?), da der repräsentative Charakter der Studie betont wird.

 

Warum ist Agile dann viel erfolgreicher als Wasserfall?

Andere Studien, beispielsweise „Status Quo Agile“ stellen heraus, dass Agile seit 2008 stark verbreitet ist und Unternehmen nach Einführung agiler Vorgehensmodelle oder hybrider Ansätze deutlich zufriedener sind als zuvor mit ihren sequentiellen Prozessen.

In seinem Vortrag auf dem Scrum Day 2012 hat Prof. Dr. Ayelt Komus die Studie „Status Quo Agile“ wie folgt zusammenfassen

  • Seit 2008 ist Agile als Thema in den Unternehmen von großer Bedeutung.
  • Die Praxis ist von Kompromissen geprägt:
    • Nur 16% der Teilnehmer bezeichnet ihre Organisation als durchgängig agil.
    • Kombination von traditionellen und agilen Methoden in der Praxis sehr wichtig: Agile Methoden werden mehrheitlich mit klassischen Methoden kombiniert.
  • Die Nutzung agiler Methoden geht mit einer veränderungsorientierteren Unternehmenskultur einher.
  • Scrum ist von zentraler Bedeutung: Die Mehrheit der befragten Teilnehmer setzt Scrum ein, Kanban & Extreme Programming (XP) sind weitere wichtige agile Methoden aber im Vergleich zu Scrum nur Randerscheinungen.

Im Ergebnis sind Unternehmen mit den agilen Methoden zufrieden:

  • 93% der Unternehmen die agile Prozessmodelle nutzen bewerten die Ergebnisse nach Einführung von Scrum als gut oder sehr gut.
  • Nur 5% der Nutzer agiler Methoden sehen keine Verbesserungen (im Vergleich zu den klassischen Modellen).
  • Nutzer agiler Methoden waren in den letzten 3 Jahren erfolgreicher als Nutzer  klassischer Methoden: Die Erfolgsquoten werden bei agilen Methoden deutlich besser bewertet.

Auch Stefan Hagen hat sich der Studie angenommen und eine Zusammenfassung hierzu veröffentlicht.

Die Korrelation zwischen Erfolg und (agilem) Prozessmodell wird auch an anderer Stelle bestätigt, so verweist Mike Cohn darauf, dass agil durchgeführte Vorhaben laut CHAOS Manifesto der Standish Group sehr viel erfolgreicher sind als Vorhaben die mittels Wasserfall durchgeführt werden:

Agile Succeeds Three Times More Often Than Waterfall

Agile projects are successful three times more often than non-agile projects, according to the 2011 CHAOS Manifesto from the Standish Group.

Mike Cohn

Eine weitere Studie die sich mit der Bedeutung von agilen Methoden beschäftigt ist „SwissQ Agile Trends & Benchmarks Schweiz 2012„. Diese Studie bestätigt, dass agile Vorgehensweisen keine Selbstläufer sind sondern, dass deren erfolgreiche Implementierung mit vielen Herausforderungen verbunden ist. So sind laut dieser Studie mehr als 50% aller Unternehmen mit der Einführung agiler Methoden nicht zufrieden!

Als große Hürden einer erfolgreichen Einführungen werden u.a. gesehen:

  • mangelnde Änderungen bei Unternehmenskultur / organisatorische Kultur bzw. eine generelle Ablehnung von Änderungen
  • es fehlt Personal mit den benötigten Fähigkeiten
  • Zusammenarbeit mit dem Kunden (sei es intern oder extern)
  • fehlende Unterstützung des Managements

Kurz, die Einführung agiler Methoden scheitert am häufigsten an der fehlenden Erfahrung (52%), der existierenden Unternehmensphilosophie (45%) und fehlender Unterstützung durch das Management (38%). Wodurch natürlich auch nicht adäquat auf externen Druck weiterhin „Wasserfall“ zu entwickeln (41%) reagiert werden kann.

Interessant ist, dass Kostengründe mit 9% kaum eine Hürde für die Einführung darstellen, aber „fehlende/ungenügende Schulung/Coaching“ mit 37% eine ein häufig genannter Grund ist, warum agile Projekte scheitern.

SwissQ Trendwave 2012

Interessant an der SwissQ Studie ist zudem die Einordnung von Themen auf eine „Trendwave 2012“. So Sind „Sprints“ bereits State of the Art (bzw. im „Decline“) sind, der Scrum Master ist demnächst auch nur noch ein Commodity und die DoD weitgehend akzeptiert. Bei Themen wie Product Roadmap, ATDD, Agile Requirements Engineering, Portfolio Management und Definition of Ready wird noch viel (Innovation-) Potential vermutet. Achja, und natürlich beim Management 3.0 ;-)

Noch mehr Studien …

Es gibt mittlerweile eine große Anzahl an Studien zu „State of Agile“ und der Erfolgsquote von agilen Methoden. Hier einige Anregungen:

Versuch eines Fazits

Die Ergebnisse der verschiedenen Studien erscheinen auf den ersten Blick recht unterschiedlich, vor allem die genannten Zahlen hinsichtlich Verbreitung/Einsatz von agilen Methoden weichen in den Studien voneinander ab. Dies wiederum wirft die Frage auf, wie repräsentativ die Studien(ergebnisse) wirklich sind.

Klar wird jedoch, dass agile Methoden kein Selbstläufer sind. Unternehmen die eine für Änderungen offene Unternehmenskultur besitzen, sind weit besser in der Lage auf die neuen Herausforderungen zu reagieren und die agilen Vorgehensweisen, deren Kern Umgang mit Änderungen ist, so zu integrieren, dass die erhofften positiven Ergebnisse erzielt werden können. Andere Unternehmen, die in einer utilitaristischen, auf Stabilität und Ressourcenauslastung fokussierten (gelebten) Unternehmenskultur gefangen sind, haben sehr viel größere Herausforderungen zu meistern.

Über Felix Rüssel

Felix Rüssel is exploring Lean-Agile concepts since 2002 with a special focus on how to connect and align Business and Development on all levels of an organization. He likes to challenge established thinking patterns and structures to enable innovative approaches which help to deal with current and future challenges. Felix Rüssel is a Certified Scrum Professional (CSP-PO), a Certified LeSS Practitioner (CLP) and a SAFe Program Consultant Trainer (SPCT5).

4 Gedanken zu „Studien: Erfolg agiler Methoden (agile success rate)

  1. Hallo Felix,

    danke für die schöne Kontrastierung! Je mehr dieser Studien ich kennen lerne, desto suspekter sind sie mir. Auch bei den von Dir erwähnten finden sich viele spaßige Aspekte, etwa das vollmundige „die DoD weitgehend akzeptiert.“, das Du aus der Position der Definition of Done auf dem Scheitel der „Trendwave“ in der SwissQ-Studie schließt und dem Eingeständnis an anderer Stelle derselben Studie, dass nur 57,8% der Befragten überhaupt eine DoD haben. Solche Widersprüche zeigen das ganze Elend schlagartig auf.

    Die CHAOS-Reports der Standish Group sollte man nicht mehr zitieren, auch und besonders dann nicht, wenn sie sich mal pro-agile erweisen; näheres dazu findet man im Artikel „The Rise and Fall of the Chaos Report Figures“, hier: http://www.computer.org/portal/c/document_library/get_file?uuid=984758f1-4f03-4609-afe6-1c2e4df31900&groupId=889147

    Mein persönliches Fazit: seit agiles Arbeiten und insbesondere Scrum Mainstream geworden sind, wird jede Menge Schrott von Beratern den Unternehmen und von Unternehmen der geneigten Öffentlichkeit als „agil“ verkauft…

    Gruß,
    Rolf

  2. Hallo Rolf,

    ich stehe den Studien auch recht kritisch gegenüber. Andererseits glaube ich, dass wir (die IT Industrie) „Agile“ auf der Team-Ebene schon relativ gut verstehen. Es gibt relativ viele, die sich seit mehr als 10 Jahren damit beschäftigen und auch viele gute Antworten gefunden haben. Problematisch wird es an der Grenze zwischen einzelnen Teams und der Organisation. Die Diskussionen zu diesem Thema sind recht ernüchternd, es wird generalisiert was nicht generalisiert werden sollte und Alternativen ausgeblendet. Das wir noch einen weiten Weg vor uns haben zeigt nicht etwa die DoD – hier kennen wir die Maßnahmen gut, wenn ein Team dies nicht hinbekommt – sondern das systematische Ignorieren der DoR in den meisten „gewachsenen“ Organisationen. Hier echte Antworten/Lösungen zu finden bringt uns in Verbindung mit ganz neuen Fragestellungen und Herausforderungen.

    Gruß
    Felix

  3. Man soll nie eine Statistik (ergo auch keine „Studie“) glauben, die man nicht selbst verfaelscht hat.
    Und „wir“, die „IT-Industrie“, lassen wir uns gerade vom Management vorschreiben, dass wir „Scrum“ einsetzen muessen.
    Warum?
    Weil das Management toll findet, dass sie Mikromanagement machen koennen und darueber hinaus die lustigen „Boards“ wo sie den Eindruck bekommen, dass sie etwas wissen und etwas unter Kontrolle haben. Haben sie nicht.
    Leider muessen wir mit diesem „Prozess mit Anabolika vollgepumpt“ arbeiten.
    Mehr Denkanstosse hier: http://www.ruynk.com

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